Samstag, 30. September
Heute geht
es nach Kanada.
Das bedeutet als erstes: alle Lebensmittel müssen „vernichtet“ werden. Doch ich
hatte keinen Hunger.
Ich
erinnere mich an 2007, als ich mit 20% Englisch im Gepäck mit einem
Mietwagen über die Grenze von Kanada in die USA eingereist war. Es war terrifying.
Noch nie kam ich mir so schuldig vor, wie in den 30 Minuten, als ich da
abgefertigt wurde und ich hoffte, daß es heute ein klein wenig anders ablaufen
würde. Heute war mein Englisch deutlich besser, obwohl meine Zunge immer noch
einen Knoten macht, wenn ich unter Stress stehe und versuche, etwas zeitnah
auszudrücken. Ist wirklich nicht einfach, etwas zu hören, zu übersetzen, zu
verstehen, eine Antwort zu haben, überlegen, was es auf englisch heißt, den
Satz Mangels Englischkenntnissen umbauen, ihn aussprechen und das alles
gleichzeitig. Aber ich werde das heute schon irgendwie deichseln.
Bis es soweit war, sackte ich erstmal noch ein paar Stempel an Orten ein, die
mich nicht wirklich interessierten. Wenn dem so wäre, gäbe es hier sicher mehr
Fotos.
Ich hatte das in anderen Berichten schon des Öfteren erwähnt, daß ich immer
wieder erstaunt darüber bin, was alles in den Stand eines National Historic
Parks oder Monuments erhoben wird. Schon möglich, daß betreffende Personen
großes geleistet hatten, aber wenn ich schon den Ort besuche, dann möchte ich
da auch etwas sehen und nicht nur 2-3 Schautafeln und ein Gebäude, welches
aussieht, wie jedes andere Wohnhaus hier auch.
Hinfahren. Stempel. Und weg.
Fort Stanwix war dagegen schon sehenswerter, wenn auch reconstructed.
Hab ich schon erwähnt, daß es heute saukalt war und ich im Koffer nicht
wirklich passende Kleidung dabei hatte? Zum Glück und in weiser Voraussicht
hatte ich nur 15kg dabei. Es war also noch Shoppingluft nach oben. Und diesmal
war es wirklich nötig.
Viel Geld konnte ich allerdings nicht ausgeben, Margret lies mich nämlich erst
gerade 30 Meilen Maut-Highway fahren.
Zu Beginn bekam man am Mauthäuschen eine Art Coupon in die Hand gedrückt und
bei Abfahrt wurde dann gescannt, wie viele Abfahrten man bezahlen muß. Ich hab
während der Fahrt versucht herauszufinden, wo ich war, wo ich abfahren werde
und was es mich kosten wird und immer hatte ich die letzte Summe auf dem Coupon
im Blick, die was von 11$ sagte.
Am Ende waren es 1,15$ und das war durchaus im Rahmen.
Margret werde ich trotzdem später ins Gebet nehmen müssen. Sich einfach
Anweisungen widersetzen. Wo sind wir denn hier..?
Gegen 16
Uhr war es dann soweit. Ogdenburg, USA.
Wieso ausgerechnet da? Naja, ich stelle mich doch nicht da an, wo es alle anderen
auch tun und alles viel größer und unübersichtlicher ist und vermutlich auch
strenger kontrolliert wird und so… Ich mag es überschaubar und familiär. Wobei
der Officer am Stempelhäuschen alles andere als der nette Herr von nebenan
aussah. Ob es ihn wirklich interessiert, was Leute auf seine Fragen antworten?
Ich meine, was interessiert es ihn, wann ich schon einmal da war und was ich
zuhause arbeite? Wobei seine linke Augenbraue merklich nach oben ging, als ich
sagte, daß ich in einem Supermarkt mein Geld verdiene. Konnte er sicherlich
nicht verstehen, wie man dann so weit reisen kann.
Stempel hab ich übrigens keinen bekommen. Ist das üblich? Ich muß nachher Lal@
mal fragen. Er war ja letzten Monat auch über die Grenze gefahren. Wäre schon
schön gewesen. Das macht den Pass noch exklusiver.
Alles in allem hat es 2 Minuten gedauert und ich war drin. Im Land des
Ahornsirup und der Elche. Keine Wagenkontrolle, keine um mich
herumschleichenden Officer. Nur ein „have a nice Trip“ und das wars.
Wenn die Ausreise jetzt auch noch so klappt, könnte ich mir schon vorstellen,
das öfter zu machen.
An was ich mich jetzt erst wieder gewöhnen mußte, waren die metrischen
Einstellungen. Plötzlich durfte ich 100 fahren. Sieht schon seltsam aus, wenn
die größte Zahl ansonsten eine 65 war.
Das Motel für die nächsten 2 Nächte ist ein Ramada in am River Rideau direkt
neben der Einflugschneise des Ottawa International Airports und als ich später
das Zimmer betrat, klappte mir beinah die Kinnlade runter. Ich sag nur: Nobel
geht die Welt zu Grunde.
Schon an der Rezeption sah man, daß das Motel nicht wirklich Wyndhamstyle war.
Normal sitzen da immer fette oder alte oder indische Griesgräme, die einem die
Schlüsselkarte mit jeder Menge unnützer Info aushändigen aber hier hatte es ein
richtiges Hotelfeeling. Und ich konnte sogar Cashback machen.
Was das ist?
Naja, wie in den Supermärkten. Geld abheben beim Bezahlen. Und da ich außer
Kreditkarten keine CAD$ dabei hatte, kam mir das ganz gelegen.
Das Motel bestand aus 4 Gebäuden und ich hatte ein Zimmer im ganz hinteren und
als ich die Balkontür öffnete, kam mir der Gedanke: für irgendwas muß die
Platinmemberschaft doch gut sein. Noch 8 Nächte und ich bin Diamond. Was
bekomme ich DANN noch als Extra? Einen Butler und eine allabendliche
Fußmassage?
Eigentlich wollte ich heute noch einen Supermarkt ansteuern, aber ich war zu sehr damit beschäftigt, den morgigen Tag zu planen. Hunger hatte ich eh keinen, da ich ja 1 Stunde vor der Grenze alles aus der Kühlbox „vernichten“ mußte. Hätte ich gewußt, daß sie mich später einfach so durchwinken…
Sonntag, 1. Oktober
Wie kann es
sein, daß diese dünnen Bettlaken plus dünne Obendrüberdecken nachts den Körper
wärmer halten, als die dicken Decken, die teurere Motels auf den Betten liegen
haben? Ich hatte immer das Gefühl, irgendwo ziehts rein und gleich versagen
meine Nieren. Morgen schlafe ich 2lagig.
Wozu hat man 2 Betten im Zimmer?
Was soll
ich zu heute schreiben?
It was the worst and the best day on this trip.
The worst?
Naja. Es fing damit an, daß ich hunger hatte und mich hier in Kanada nicht so
mit den Gepflogenheiten der Essenskultur auskannte. Ich googlete also, wo man
denn hier frühstückt und als einzige mir bekannte Alternative wurde mir dennys
angeboten. IHOP scheint es in Kanada nicht zu geben. Soweit zum Thema
„International House of…“
Bevor ich das Motel verließ, bekam die Zimmeraufräumdame noch einen netten
Hinweis von mir, daß meine Kaffeemaschine mehr einem Dampfbügeleisen ähnelt,
als einer Maschine, die Getränke zubereitet.
Heute war Sonntag und was das für Frühstückslokale bedeutet, sollte
mittlerweile bekannt sein. Sie sind brechend voll und Parkplätze schwer zu
finden. Ich parkte also nebenan und genoß dann mein Philly Omelett mit Toast
und free refilled Coffee.
30 Minuten später war ich 19CAD$ los und … mußte noch einmal 55CAD$
dazuaddieren, da Sylvi auf private property parkte.
FÜNFUNDFÜNFZIG DOLLAR????
Unglaublich.
Allerdings war die Summe schnell im Hinterkopf verschwunden. Mehr Sorgen machte
ich mir um das „wie bezahlen?“
Zum Glück stand alles auf der Rückseite des Tickets. Entweder online, per
Telefon, Post oder per Person. Ich würde es nach dem Stadtbummel einfach online
bezahlen und der Fall ist gegessen.
Dachte ich.
Das Gute an Ottawa ist, man darf hier an Wochenenden in Downtown in vielen Parkhäusern gratis parken. Dumm nur, wenn Margret dank der vielen Baustellen und Wolkenkratzern etwas überfordert schien. Erstens war sie immer eine Straße zu spät dran, was man dadurch sah, daß ich Einbahnstraßen verkehrt herum fahren sollte und zweitens waren viele Straßen wegen Baustellen gesperrt und bevor sie sich wieder orientiert hatte, dauerte es.
Ich mußte also mehrmals um den Block, um endlich die richtige Einfahrt zu
finden. Der Rest war dann einfach. Man muß sich wie bei Einkaufsmalls nur
merken, wo man das Gebäude verläßt, um nachher nicht noch stundenlang sein Auto
zu suchen.
Die nächsten 5 Stunden klapperte ich dann jede Sehenswürdigkeit der Stadt ab.
Mal abgesehen von Notre Dame. Da fand gerade irgendeine Zeremonie statt und man
konnte nicht hinein.
Auch in die Gebäude auf dem Parliament Hill durfte man nicht. Heute war Sonntag
und da ist es wie bei Capitolen, sie haben einfach geschlossen. Fotografieren
war übrigens auch nicht so einfach. Irgendwo stand immer ein Kran rum oder ein
sonstiges Baufahrzeug. Oder ein Chinese samt seines reisebusfüllenden Anhanges.
Und diese Leute sind ja wie Planierraupen. Ständig volle Breite auf dem
Bürgersteig, laut wie ne ganze Arme und mähen alles nieder, was einem in den
Weg läuft. Sorry, aber ich finde diese Art Menschen furchtbar. Noch ein Grund,
weshalb ich Asien meide. Da gibt es so viele von denen und sie sind überall.
Zurück zu Ottawa.
Eine Stadt, die ursprünglich von Sachsen gegründet bzw. erbaut wurde. Wie ich
darauf komme?
Das ist einfach.
Es heißt in der Landessprache nicht Ottawa, sondern Ooddouwa. Sächsische
Aussprache. Keine harten Konsonanten. Das gleiche gilt auch für Toronto.
Aussprache: Doronna
Ja, wir sind halt überall.
Ups..
Aber wenigstens versteht man unsere Sprache
Das einzige, was mir nicht so gefallen hat, war der lange Weg zu Rideau Hall
und die Tatsache, daß man nicht recht wußte, ob man das Gebäude betreten
durfte. Ich hab das Generalshäuschen, um es mal verniedlicht auszudrücken, noch
nicht einmal geknipst. 3km hin, umgedreht und 3km wieder zurück. Zum Glück
waren es heute nur 18°. Den Pelz hatte ich mir trotzdem verbrannt, wie ich
Abend nach dem Duschen gesehen hatte.
15 Uhr hatte ich soweit alles gesehen und die Füße brauchten auch eine Pause.
10km nach der Ausfahrt aus dem Parkhaus, konnte ich auch Margret wieder
begrüßen. Weiß der Geier, wieso sie so lange brauchte, um Satelliten zu finden.
Das erste, was ich dann im Motel machte, war versuchen, daß Ticket zu bezahlen
und natürlich klappte es nicht, von wegen Issue Ticket.
Was immer das bedeutete.
Aber was mache ich jetzt, wenn ich es nicht online bezahlen kann? Anrufen?
Oh Gott, NEIN !!!
Hinfahren und es selber bezahlen?
Wird vermutlich darauf hinauslaufen.
Aber ich geh erstmal mit sämtlichen Infos vor an die Rezeption und vielleicht
kann mir die Dame dort weiterhelfen.
Einen Anruf später und sie sagte mir, es ist ein Issue-Ticket und wir müssen
morgen noch einmal anrufen. Da war Montag. Obwohl es eine 24/7 Telefonnummer
gewesen war.
Das Problem ist vermulich, daß es ein Auto aus dem Ausland ist und das Ticket
dann einen anderen Code hat, den das System online nicht kennt. Ich werde es
hoffentlich morgen früh erfahren.
Später fuhr
ich nochmal los, um was zu essen zu besorgen, was sich als weitere Hürde
herausstellte. Der einprogrammierte Supermarkt hier um die Ecke war ein
Chinaladen. So groß wie Safeway, aber voller Asiaten und Fischgestank. Das
mußte ich nicht haben.
Walmart gibt’s zum Glück überall.
Fazit zu Ottawa: ich könnt mir durchaus vorstellen, nochmal…